Heinrich Hoffmann

Biographie

Heinrich Hoffmann

Heinrich Hoffmann

1809
Am 13.06.1809 wurde Heinrich Hoffmann in Frankfurt am Main geboren. Die Mutter starb noch vor Heinrichs erstem Geburtstag. Der Vater war städtischer Bauinspektor und gleichzeitig auch Baumeister. 1813 heiratete er die Schwester seiner verstorbenen Frau, mit der Heinrich eine liebevolle Stiefmutter bekam. Die Familie lebte bescheiden und musste die neu erbauten Häuser des Vaters Trockenwohnen. Heinrich Hoffmann verbrachte bis auf die Studienzeit sein ganzes Leben in Frankfurt, das bis 1866 eine Freie Stadt, ein eigener Staat war.

1829 – 1834
Aus Heinrichs Leidenschaft, der Schriftstellerei, konnte kein Brotberuf werden. Auf Wunsch des Vaters begann er mit dem Studium der Medizin. Bis 1833 studierte er in Heidelberg und Halle. Seine Kommilitonen nannten ihn Feldhase, weil er sich aus Trinkgelagen und Mensur nichts machte und lieber spazieren ging. Nach der im August 1833 abgeschlossenen Promotion in Halle ging der junge Arzt im Oktober für weitere Studien nach Paris, bis ihn die schwere Erkrankung seines Vaters im August 1834 nach Frankfurt zurückrief.

1835
Hoffmann ließ sich als praktischer Arzt im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen nieder und wohnte sehr bescheiden im Gasthof zum Tannenbaum. Mit anderen Arztkollegen betreute er die Armenklinik, die auch mittellose Kranke in den umliegenden Dörfern kostenlos versorgte. Es war eine vergnügte Zeit für Hoffmann, die Verlängerung des Studentenlebens. Er schrieb viele Gedichte, die 1842 auch veröffentlicht wurden. Als Festredner glänzte Heinrich Hoffmann bei offiziellen Anlässen, so bei der Einweihung des Goethe-Denkmals im Jahr 1844.

1840
heiratete der junge Arzt mit unsicherem Einkommen Therese Donner, die aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie stammte. 1841 kam als erstes von drei Kindern Sohn Carl Philipp auf die Welt. Durch ein Geschenk für diesen Sohn sollte der Vater weltberühmt werden.

1844
erhielt Hoffmann die ersehnte Anstellung als Anatom am Senckenbergischen Institut. Historisch bedeutsam sollte das Jahr durch eine Nebensache werden: Zu Weihnachten suchte Hoffmann nach einem Kinderbuch für seinen Dreijährigen. Enttäuscht vom wenig kindgerechten Angebot beschloss der Papa, selbst ein Bilderbuch herzustellen. Er kaufte ein leeres Schreibheft und machte sich an die Arbeit. An Heiligabend lag das Büchlein unter dem Tannenbaum.

1845
Sicher wüssten wir heute nichts von diesem Buch, wenn es nicht der Verleger Zacharias Löwenthal zu Gesicht bekommen hätte. Er erkannte den völlig neuartigen Typ von Kinderbuch und drängte Hoffmann zur Veröffentlichung. Dieser zögerte. Vielleicht fürchtete er um seinen guten Ruf als Arzt und als Poet, wenn er sich mit solchen “Kindereien” abgab. Schließlich stimmte er “in heiterer Weinlaune” zu, ließ aber die erste Auflage unter dem Pseudonym “Reimerich Kinderlieb” erscheinen. Im Herbst 1845 kamen die ersten 3000 Exemplare der Erstausgabe (nicht 1500, wie Hoffmann selbst später angab) unter dem Titel Lustige Geschichten und drollige Bilder auf den Markt und waren schnell verkauft. Von da an folgte Auflage auf Auflage.

Heinrich Hoffmann veröffentlichte noch fünf weitere Kinderbücher. So folgte auf den Struwwelpeter 1851 König Nußknacker und der arme Reinhold. Posthum erschien 1924 Besuch bei Frau Sonne. Keines konnte jedoch den Erfolg des Erstlings wiederholen. Auch für Erwachsene schrieb Hoffmann, u.a. zwei politische Satiren in der Revolutionszeit von 1848. Im Jahr 1873 erschien als letztes Werk die Gedichtsammlung Auf heiteren Pfaden.

1848
Heinrich Hoffmann war auch politisch engagiert. Im März 1848 feierte er die Revolution gegen die Fürstenherrschaft mit dem Lied “Horch auf, mein Volk”. Hoffmann war ein Mann der Mitte, ein Liberaler, der für eine konstitutionelle Monarchie unter der Führung Preußens eintrat. Er war Mitglied im Vorparlament, das die erste deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche vorbereitete.

1851
Sein Lebenswerk schuf Hoffmann jedoch in seinem Beruf als Arzt. 1851 wurde er ärztlicher Leiter der “Anstalt für Irre und Epileptische” in Frankfurt. Hoffmann, der nie zuvor in einem “Irrenhaus” gewesen war, hatte seine Lebensaufgabe gefunden: die dringend nötige Verbesserung der Lebensumstände seiner Patienten.

Hoffmann setzte eine damals neue medizinische Erkenntnis in die Tat um: Er behandelte psychisch kranke Menschen als Kranke, denen medizinisch geholfen werden konnte. Vorher waren psychisch Kranke als arbeitsscheu, vom Teufel besessen oder als kriminell angesehen und weggesperrt worden. Heinrich Hoffmann arbeitete Jahre daran, dieses öffentliche Bewusstsein zu verändern. Der Nervenarzt Heinrich Hoffmann war Praktiker, kein Theoretiker. Seine psychiatrische Fachschrift Beobachtungen über Seelenstörungen und Epilepsie (1859) veröffentlichte er vor allem, um sein Projekt eines Anstaltsneubaus in Frankfurt durchsetzen zu können. Mit Phantasie und Ausdauer realisierte er diesen Plan einer modellhaften psychiatrischen Klinik trotz vieler Widerstände. 1864 wurde vor den Toren der Stadt die Klinik auf dem Affenstein eingeweiht, die von den Frankfurtern wegen ihres prächtigen neugotischen Baustils liebevoll “Irrenschloss” genannt wurde. Hier lebte auch Hoffmann mit seiner Familie bis zur Pensionierung im Jahr 1888.

1894
Am 20. September starb Heinrich Hoffman in seiner Vaterstadt Frankfurt am Main in seiner Wohnung im Grüneburgweg Nr. 95.

© 2017 frankfurter werkgemeinschaft e.V. | fwg e.V.
Scroll Up